Zufallsbild

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21
Nov
2010

Schraube locker und Dreivierteltakt

Ganz generell betrachtet ist es ja ganz wunderbar, etwas Besonderes zu sein.
Aber in diesem einen speziellen Fall wäre ich ausnahmsweise mal lieber ganz durchschnittlich, normal und allgemein.

Beim Durchschnittsbürger lassen sich nämlich Schrauben und Platten problemlos entfernen. Nicht so bei mir diesmal. Der Herr Chirurg hat eine der Schrauben nicht da wiedergefunden, wo er sie ursprünglich angebracht hatte. Sie ist ein bisschen in meinem Kiefer spazierengegangen und konnte während der OP nicht geortet werden, wohl aber hinterher mit Hilfe des Röntgenbildes. (sieht ein bisschen so aus, als hätte ich bei einer Schießerei was abbekommen)
Tja. Nochmal das Ganze also. Narkose, Schnitt und so weiter. Ich will noch nicht drüber nachdenken.

Außerdem hatte das Töchterlein Abschlussball. Sie sah wunderbar aus in ihrem türkisen Kleidchen und ihr Tanzstundenpartner war ebenfalls nach meinem Geschmack. Sogar tanzen konnten die beiden. Im Gegensatz zu mir. Ich habe, speziell beim langsamen Walzer, eine ganz erbärmliche Performance abgeliefert. Peinlich, peinlich.
Jedenfalls musste da unbedingt etwa passieren und so meldete ich mich kurzentschlossen zum Grundkurs Gesellschaftstanz an. Letzten Dienstag ging der los und ich muss sagen: es macht echt Spaß. Discofox, Walzer und Wiener Walzer klappen schon wieder. Der nächste Ball kann kommen.

Die letzten Wochen waren typische Novemberwochen: grau, regnerisch und nebelig. Eigenartigerweise macht mir das momentan noch nichts aus. Das Haus kommt mir vor, wie der beste Ort auf der Welt. Wir machen es uns jeden Nachmittag mit Tee und Kerzen gemütlich und haben sogar schon allerhand gebacken. Ich habe viel gelesen, zum Beispiel "Die Kinder der Elefantenhüter" von Peter Hoeg. Ziemlich abgefahren, aber durchaus lesenswert und amüsant.

1
Nov
2010

rot

29
Okt
2010

happy halloween

Wenn man denkt, dass es ein Klacks ist, zehn Schrauben und zwei Platten aus dem Kiefer gehackt zu kriegen, irrt man. So did I.

Bereits am Dienstagabend war mein Kopf erneut auf Kürbisgröße angeschwollen, ließ sich nirgendwo ablegen, was gespenstisches Schlafdefizit zur Folge hatte, und höllisch weh tat das alles auch noch.
Am Mittwoch starrten mich meine Kinder immer noch fassungslos an: "Mama?!"
Der Kreislauf spielte verrückt und ich lag wo ich lag, gebettet wie die wasserköpfige Königinnenmutter
zum Sterben. Mir war auch so zumute.

Erst am Donnerstag gab es erste Anzeichen für Kürbiswachstumsstillstand. Ich schlürfte brav weiter mein Süppchen und wagte schon ein vorsichtiges erstes Wackeln mit dem Riesenkopp.

Heute gehts nun endlich besser. Die Konturen meines Gesichtes sind in weiter Ferne zu erahnen und ich darf hoffen, bald wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Am Dienstag werden Fäden gezogen.

23
Okt
2010

ereignisse, die ihre schatten voraus werfen

am dienstag geht es wieder zu einer op.

ich glaube, wenn man weiß, was einen erwartet, ist es noch beängstigender.

aber es nützt nix.

augen zu und durch.

16
Okt
2010

unsternbedroht

ich will hier bleiben hinter dem wald
wenn die stare aus meinen augen schwärmen
ihre flügel sind mir uhrenzeiger und kompass zugleich

noch steht der raps im licht noch rinnt sein gelb in den tag

aber schuppen und scheunen bekommen mäuler in den nächten


mein herbstfluss ist eine verschleierte frau, die ihre hüften hell wiegt
wenn sie tanzt, trägt sie die sonne davon stück für stück

mein herbstfluss ist ein bärtiger mann, der abends heult wie ein wolf

meinen herbstfluss heißt shakespeare und schmeckt nach lakritze

9
Okt
2010

Vielleicht war ich in einem früheren Leben...

... ein Eichhörnchen.
Spätestens im Spätsommer befällt mich der Zwang, Vorräte anzulegen.

Für dieses Jahr bin ich fast fertig damit. Have done it. Einzig und allein das Quittengelee fehlt noch.
Keller und Vorratskammern sind gut gefüllt mit Konfitüren verschiedenster Art, sauren Pilzen (Premiere!), Holunderblütenschnaps und Rumtopf. Zum ersten Mal habe ich die Familie zum Hagebuttenpflücken verdonnert, um Konfitüre kochen zu können. Schon das Pflücken ist ziemlich barbarisch und die Zubereiterei eine Heidenarbeit, aber ich denke, das Ergebnis zeigt, dass die Mühen sich lohnen.

Momentan genießen wir Herbstferien. Ich bin echt froh über den Entschluss, einfach mal zu Hause zu bleiben. Es ist so viel liegengeblieben, was erledigt werden muss.

Außerdem ist ein bisschen Zeit für Bücher und Musik.

Vergangenen Dienstag gastierte Sophie Zelmani im Beatpol. Ein wunderbar stilles Konzert. Herbstmusik.

Ich habe die zwei Bücher von Alina Bronsky ("Scherbenpark" - "Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche")verschlungen. Großes Kino, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich Filmproduzent wäre, würde ich mir die Rechte an der tartarischen Küche sichern. Ich könnte mir diese durch und durch verrückte Geschichte sehr gut verfilmt vorstellen.

Diese Wochenende haben mich seltsame Zufälle hierher verschlagen:

http://www.kreuztanne.de/

Ein tolles Hotel, absolut malerisch gelegen.
Wir lassen uns ein bisschen verwöhnen, essen gut und sind den ganzen Tag an der frischen Luft. Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Hänge des Erzgebirges liegen im goldenen Sonnenlicht. Wenn man nicht wüsste, dass der Winter folgt, könnte dieser Anblick einem echt das Herz wärmen.

2
Okt
2010

Alles Weitere

Dass dieser Sommer, von dem sie im Nachhinein als dem „bulgarischen“ redeten, ihren jungen Leben eine völlig neue Wendung geben würde, ahnte keiner von ihnen.

Sie waren Anfang zwanzig und sonnten sich am Strand von Varna. Abends tranken sie sauren Rotwein.
Später würden sie nach Trnovo aufbrechen, dort mit bärtigen Studenten Bekanntschaft schließen und die Sonne hinterm Zarewetz versinken sehen.
In Sofia standen sie staunend vor der goldkuppeligen Kathedrale und kauften Schafskäse für daheim.

Die DDR war unglaublich weit weg. Die thüringische Kleinstadt fern.

Doch schließlich gingen die unbeschwerten Sommertage ihrem Ende zu.
Der Semesterbeginn stand unmittelbar bevor und sie alle wollten an die Uni zurückkehren.

Der Sofioter Flughafen markiert gleichsam das Ende des Balkanaufenthaltes und das fast zögerlich zu nennende Wiedereintauchen in die ostdeutsche Zeitrechnung.

Auf dem Flug wird kaum gesprochen. Jeder hängt seinen Gedanken nach.
Die kleine Reisegruppe landet planmäßig in Berlin-Schönefeld.

Sie will sich noch vom Flughafen aus telefonisch bei der Familie zurückmelden. Der Vater hebt ab. Ungewöhnlich, denkt sie. Normalerweise ist die Mutter die Wächterin über den Telefonapparat.

„Gut, dass du gesund gelandet bist“, sagt der Vater mit ernstem Unterton.
„Alles Weitere erzählen wir dir zu Hause.“

Alles Weitere? Ein ungutes Gefühl beschleicht sie, das so gar nicht zur abklingenden Ferieneuphorie passen will.

Gesund gelandet?

Im Zug nach Dresden sitzt sie allein in einem Abteil. Sie ist müde von der Reise, erschöpft, aber ihre Gedanken kreisen beständig um die Worte des Vaters.

Der Zug fährt im Hauptbahnhof ein. Sie steigt aus und erschrickt. Überall sind Uniformierte postiert. Steine liegen umher. Zerschlagenes Fensterglas.

Dass in den vergangenen Wochen noch viel mehr zu Bruch gegangen ist, wird man ihr Stunden später erzählen. Und alles Weitere.

29
Sep
2010


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