das vergangene wochenende verbrachte ich in einer schreibwerkstatt. mitten im wald. ein recht namhafter lyriker und eine germanistin leiteten das ganze.
ich lernte interessante leute kennen und wir hatten gute gespräche, arbeiteten an "alten" texten und mussten eine aufgabe bewältigen. mir fällt das schwer, so auf kommando texte verfassen, aber es hat geklappt.
insgesamt ein schönes wochenende, so ganz ohne die lästigen haushaltsverpflichtungen. ein wochenende nur für mich.
Königstochters Jüngster beschwert sich beim Abendbrot lautstark über ein selten dämliches Lied, das er für die nächste Musikstunde lernen muss: "My bunny is over the ocean..."
Der Herzallerliebste ringt einen drohenden Lachanfall damit nieder, dass er hasenähnlich vor sich hin mümmelt und Hoppelbewegungen andeutet.
Das Mittelkind, bereits im geistigen Besitz des Liedgutes, verdreht theatralisch die Augen.
Die Große, dank eines ENGLISCHVORTRAGES (humanistisches Gymnasium!) über die verlegerische Tätigkeit von Hugh Heffner im Bilde, merkt mit spöttischem Unterton an, das sei KEIN PLAYBOY-SONG.
Und ich? Ich erläutere den Unterschied zwischen bonnies und bunnies und wundere mich. Unsere Welt ist schon eine seltsame.
Manchmal ist es gar nicht so einfach, sie zu verstehen.
der diesjährige sommer begann mit großem ärger, mit stress und tränen. ich hatte mühe, die probleme in den zurückliegenden wochen abzuschütteln. so richtig gelungen ist es mir nie. zumindest in meine träume haben sie sich geschlichen.
anyways. wir hatten fünf schöne tage im spreewald, auch wenn es zum fahrradfahren eigentlich viel zu heiß war. wir besuchten, wie gehabt, lübben, lübbenau, raddusch und statteten auch dem fürsten einen besuch ab.
die jugendherbergsleute waren arg verwundert, dass madame nisavi diesmal in männlicher begleitung auftauchte. ich glaube, sie hatten mich schon als die ewig alleinreisende mit den drei unehelichen kindern abgetan.
aus den drei kindern wurden in der dritten ferienwoche vier und als großfamilie erkundeten wir münchen. dies war mein wunsch für die ferien gewesen, weil die stadt mich im vergangenen jahr so beeindruckt hatte.
die großen und kleinen jungs mussten hauptsächlich die allianz-arena sehen. architektonisch sicherlich klasse, aber wenn ich während der führung (neunundzwanzig euro eintritt übrigens!) erklärt kriege, wieviele tausend euro jede einzelne beschissene doofe loge kostet im jahr und wieviel die spieler verdienen und, dass sie jeder einen audi geschenkt bekommen, der nach dem spiel ans stadion gebracht wird, dann krieg ich leider das brechen.
die großen und kleinen jungs können mir dann tausendmal erklären, dass das halt so ist im fußball - ich finds schlimm.
wenn ich etwas zu sagen hätte, dann würde ich zum beispiel viel eher einer altenpflegerin, die ihr leben lang alte leute füttert und windelt, einen audi schenken.
und, bei der gelegenheit, ich finde es auch maßlos übertrieben, einem bundestrainer nach einer weltmeisterschaft ein bundesverdienstkreuz verleihen zu wollen. ich mag den herrn löw ja, schon wegen der hemden, aber das bundesverdienstkreuz finde ich übertrieben. da käme nach meinem dafürhalten auch wieder die altenpflegerin infrage. zum beispiel. oder ein chirurg. ein feuerwehrmann. was weiß ich.
münchen. wir waren auch im deutschen museum, in der uni, wo ich den kindern den berühmten lichthof zeigte, im jüdischen zentrum, in nymphenburg und jeden nachmittag sind wir, weil es brütend heiß war, in den englischen garten gezottelt, mit einer wassermelone im gepäck, und haben dort mehrere stunden im schatten gelegen. die kinder konnten in der isar planschen.
abends war jeweils biergarten angesagt, sehr kostenintensiv zu sechst, aber ich mag die atmosphäre. das surren, wenn man reinkommt. die vielen menschen. und meine weinschorle. zum biertrinken konnte ich mich nicht hinreißen lassen.
schließlich ging es weiter in die berge, bereits bekanntes terrain, aber eine neue, größere ferienwohnung - zusammen mit freunden.
auch eine gute, unbeschwerte zeit. wandern vor allem, baden, reden, lesen.
ich glaube, acht bücher habe ich geschafft. am meisten beeindruckt hat mich david benioff mit "die stadt der diebe" - ein buch, das mich an den drachenläufer erinnerte, vielleicht, weil es ebenfalls die geschichte einer freundschaft erzählt. (allerdings vor dem hintergrund der belagerung leningrads. ziemlich starker tobak manachmal, aber mit einer geradezu kindlich zu nennenden leichtigkeit erzählt.)
von tess gerritsen habe ich "the killing place" im original gelesen - sehr, sehr spannend.
ja, und nun sind die ferien schon wieder fast vorbei.
am sonntag waren wir in der semperoper und haben "evita" gesehen. ein unvergesslich schöner abend. die aufführung kann ich nur mit dem attribut PERFEKT versehen. großartige stimmen, ein klasse bühnenbild, herrliche musik. in der pause konnten wir vom großen balkon aus über die stadt sehen.