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20
Jun
2010

Ich habe fertig

Ich habe drei Portionen Prüfungen korrigiert. Zeugnisse geschrieben und Beurteilungen verfasst. Jahresnoten errechnet.
Abschlussparties bewacht. Abschiede mit Kuchen versüßt. Der Abiturzeugnisübergabe beigewohnt.

Ich habe die eigene Brut ausgestattet für die anstehenden Klassenfahrten. Mit Regenjacken und Süßigkeiten. Und Taschengeld.

Ich habe Bananenbrot gebacken. Holunderblütenschnaps gebraut. Und im Garten rumgemurkst.

Ich habe mir für Frida Kahlo eine Karte bestellt.

Und ich freue mich auf Berlin. Auf den Spreewald. München. Die Alpen. Den Sommer.

Alles wird gut.

15
Jun
2010

badly hurt

für eine lesung suchte ich heute einen meiner texte. er war wie vom erdboden verschluckt.

meine dateien waren nach dem festplattencrash völlig hinüber.
glücklicherweise konnte ich einzelne fragmente wiederfinden und zusammenfügen.

völlig unerwartet stieß ich dabei auf ein icq-protokoll, das ich seinerzeit kopiert hatte.

wenn ich mich recht erinnere, hatte ich einer mir damals sehr nahestehenden person einen hinweis auf ein buch gegeben. das buch schilderte einen fall von sterbehilfe und hatte mich sehr berührt. der fall war allerdings auch ziemlich in die kritik geraten.

meinen freund muss das beschriebene schicksal im mark getroffen haben. er öffnete sich wie eine auster und ließ seinen schmerz in sätzen gerinnen. sätze, die im sekundenabstand auf meinem monitor erschienen. alle begannen mit den worten "ich weine, weil..."

als ich damals bestürzt versuchte zu trösten, verschloss die auster sich wieder.

ich hatte den vorfall komplett verdrängt. bis heute.

der text, der übrig geblieben ist, irgendwie, hat mich daran erinnert, wie wertvoll es ist, dass ein mensch sich "zeigen" kann.
auch daran, dass wir einander so nahe sein können - in momenten.

ich nehme stark an, dass auch die betreffende person das alles längst vergessen hat. wir haben später nie mehr davon gesprochen.

dennoch berührten mich die sätze heute noch einmal tief. ich betrachte sie als einen kleinen schatz.

12
Jun
2010

Beschwörung

Geh dahin, wo junge Tiere sich bergen.
In die Wärme eines dunklen Baus.
Schutz findest du dort im Federgras.

Sollst nicht aufschrecken.
Nicht davonlaufen.
Und nicht sterben.

Sehne die Zeit der Holunderstille herbei:
Himmel wachsen aus Abendbäumen.
Erinnere dich an Nachtmünder und helle Kinder.

Sollst nicht weinen.
Nicht schreien.
Und nicht verstummen.

Leg meine Hand in deine Seite.
Lass uns flüstern von Neugeborenen mit blonden Haaren.

Sollst dabei lächeln.
Ruhig werden.
Schlafen.

14
Mai
2010

Un

Sie hatten sich ein Zimmer genommen.

Das Hotel lag ganz am Rande des kleinen märkischen Dorfes.

Wenn man ein Fenster öffnete, sah man hinaus auf endlose Wiesenmeere. Schaumkraut blühte blasslila in Wellentälern und als es dämmerte, stiegen Milchschwaden auf.

Sie liebten sich diesmal ungewöhnlich sanft, so als ob sie den Einen glauben machen wollten, sie wären Teil der Idylle.

Der Mann schlief danach. Seine Arme lagen schwer auf der Frau an seiner Seite. Manchmal öffnete er die Augen im Traum und sie sah Schleier hinter seinen Lidern.

Vorsichtig löste sie sich aus seiner Umarmung. Sie stand auf und ging ans Fenster.

Glubschäugig schwammen Fische in den Wiesen. Es war mühsam, ihre Bahnen mit den Augen zu verfolgen. Sie musste auf das Schimmern achten. Darauf, wie sich die Wiesenfarbe mit der der Schuppen vermischte. Aber manchmal verlor sie die Spur.

Im Inneren des Zimmers bewegte sich der Mann. Seine Arme lagen wie Tentakel auf dem Laken.

Sehr selten wagte ein Fisch den Sprung in den Nachthimmel.
Dann war es leicht, den Blick zu heben.

4
Apr
2010

Suppenkaspers Ostermahl

Wir schreiben Tag 10 nach der OP. Gluecklicherweise ist noch alles im gruenen Bereich.

Gestern Abend sah es einmal kurz nach Katastrophe aus, denn beim herzhaften Gaehnen (Gaehnen mit verschnuertem Mund!) machte es ploetzlich PLONG und die Verschnuerung links war hinueber.
Was tun, zehn vor zwoelf in der mitteldeutschen Provinz?

Ich verbrachte die Nacht ohne Schlaf, den Kopp auf dem Kopfkissen festgetackert, um bloß keine Bewegung der Kiefer zu ermoeglichen.

Gegen neun kontaktierte ich den Chriurgen. Er war nicht zu Hause. Gegen halb zehn versuchte ich, ihn auf dem Handy zu erreichen. Abgeschaltet. Also doch in die Uniklinik fahren?
Ich fragte nun doch noch beim Chirurgen per SMS an, was ich tun solle und erhielt binnen Minuten die Antwort, alles sei gut, kein Grund zur Panik und er wuensche mir frohe Ostern.

Grandios fand ich das und sehr erleichternd.

Ich konnte den Rest dieses seltsamen Ostersonntags entspannt genießen und schaffte es nebenher sogar noch, der family eine Fuerst-Pueckler-Kuchen zu backen.

Leider bin ich ja nach wie vor vom Schlemmen ausgeschlossen. Heute gab es zum Mittag Reisbrei (nie wieder, erinnert an Tapetenkleister, kann man nicht schlucken) und abends Kartoffelsuppe. Morgen ist wieder Gemuesebruehentag und fuer den Dienstag plane ich Kichererbsensuppe. Man wird bescheiden.

2
Apr
2010

Jubilaeum - eine Woche Hamsterbacken

Eine Woche liegt die OP nun zurueck.

Ich war inzwischen zweimal zur Kontrolle: einmal zum Roentgen und einmal zum Faeden ziehen. Der Herr Chirurg ist zufrieden, aber nicht soooooo zufrieden. Er hat die Verschnuerung noch nicht geloest.

Das bedeutet fuer mich weiterhin strenge Suppendiaet, aber eigentlich ist das nicht schlimm. Die Besucher der letzten Tage bedachten mich fast ausschließlich mit zwei Dingen: mit Fruehlingsblumen und mit Babynahrung. So schlabbere ich mich neugierig duch die Produktpalette von Alete und Co und koche mir nebenher mal immer ein Gemuesesueppchen. Pudding geht irgendwie gar nicht mehr.

Der Kuerbiskopf verliert gluecklicherweise an Umfang, sodass ich die letzte Nacht - REKORD!!! - fuenf Stunden am Stueck geschlafen habe. Meine Haematome rutschen mir den Hals herunter, wenn ich die Kleidung farblich abstimmen will, muss ich zu Gruen- und Gelbtoenen greifen. Der Fruehling ist ueberall.

Ich krabble immer mal wieder durch die Gegend, mache ein bisschen Haushalt, muss mich dann aber stets wieder in die Waagerechte begeben. Noch ist alles recht anstrengend, auch das Sprechen.

Ich lese, sortiere Kochzeitschriften und hoere Hoerbuch. Manchmal schaue ich einfach nur aus dem Fenster und freue mich, wie es im Garten gruen wird.

30
Mrz
2010

Operation Hamsterbacke

Am Freitag, d. 26.3. habe ich DEN Eingriff nun endlich vornehmen lassen. Und vorab: bislang ist gluecklicherweise alles so ziemlich glatt gegangen. Ich bin sehr, sehr froh, das alles hinter mir zu haben.

Als die nette Anaesthesistin mir die Beruhigungspille anbot, machte sich in meinem Grosshirn noch einmal kurz ein Fluchtgedanke breit, aber dann liess ich es halt geschehen.

Ich kam wieder zu mir mit einem Kuerbiskopf der Sonderklasse, hatte aber keine Schmerzen. Es wurde gekuehlt und getropft und gespritzt und gekuehlt.

Abends nahm mich der supernette Doc mit nach Hause und kuemmerte sich ruehrend bis zum naechsten Morgen um mich. Seit Samstag bin ich wieder hier bei mir zu Hause, allerdings ein bisschen in einem desolaten Zustand.

Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich nicht weiß, wie ich den Alienschaedel betten soll. So halbsitzend geht es einigermaßen, aber da schlummert es sich halt schlecht.

Bei der OP sind die Mundwinkel uebel in Mitleidenschaft gezogen worden, das erschwert vor allem das Essen.

Und schließlich: die Kiefer sind verschnuert, sodass die Nahrungsaufnahme ziemlich behindert ist. Allerdings habe ich eh keinen Appetit. Meine derzeitigen Favouriten: Tee, Puddingsuppe und Huehnerbruehe. Die perfekte Fruehjahrsdiaet.

Ich weiß noch nicht so recht, wohin mit mir. Lesen strengt an. Hoeren auch, wohl, weil die Ohren jetzt im gespannten Verhaeltnis zu meiner Riesenomme stehen. Und Fernsehen fuehrt bei mir zu Brechreiz. Nach einem Tag Hin- und Herzappen ist mir wieder mal so richtig die Krankheit dieses Mediums bewusst geworden. Sogar mit geschwollenem Kopp!

Well, ich bin optimistisch, dass sich mein Zustand in den naechsten Tagen stetig verbessern wird.

16
Mrz
2010

Unterwegs auf der Milchstraße

Es schneit.
Es ist kalt.
Die Straßen sind glatt.
Heute Morgen kippt auf der B ein Milchlaster um (4000 l Milch laufen aus) und verwandelt die Straße in ein Milcheisparadies. Vollsperrung natürlich.

Ich friere und ich habs satt. So ein bisschen Frühling, liebes Universum, das könnte langsam drin sein. Dann werfe ich auch die hauseigene Eismaschine an.

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