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31
Dez
2012

Jahresrückblick 2012

Im vergangenen Jahr habe ich keinen Rückblick geschrieben, ich konnte mich einfach nicht aufraffen und die Zeit war knapp, aber im Nachhinein hat er mir gefehlt. Die persönliche Bilanz kann ja durchaus wichtige Impulse für das neue Jahr enthalten, insofern will ich die letzten Stunden von 2012 nutzen, um noch einmal auf Vergangenes zurückzuschauen.

Das Jahr 2012 war ein ziemlich gutes Jahr für uns. Meinen Eltern und den Schwiegereltern geht, von ein paar Zipperlein abgesehen, gut, die Kinder sind weiter gewachsen, haben sich gut entwickelt. (Wir waren insgesamt nur zweimal in der Notaufnahme!!!)

Die Große begann im September bereits die 11. Klasse, das Abitur rückt also langsam aber sicher ins Blickfeld. Inzwischen hat sie auch berufliche Vorstellungen, sie will in Richtung „Entwicklungshilfe“ aufbrechen, beeinflusst ist diese Perspektive ganz sicher von ihrer Tätigkeit in der Namaste-Nepal-AG am Gymnasium. S. hatte ihren ersten „richtigen“ Freund, der viel bei uns in der Familie war. Ich mochte und mag ihn sehr gern, leider ist die Beziehung inzwischen zerbrochen. Eine ganz neue Erfahrung für mich, dies als „Außenstehende“ zu erleben.

Das Mittelkind ist zum Riesen herangewachsen, es überragt mich mittlerweile sehr, sehr eindrucksvoll. N. lernt in der 9. Klasse und kommt ganz gut zurecht in der Schule, was nicht heißen soll, dass immer Bestnoten erzielt werden. Er setzt Prioritäten und weiß genau, wann er unbedingt etwas machen muss. In seiner Freizeit nimmt er weiterhin Schlagzeugstunden und übt auch zu Hause viel. Daran, dass er zunehmend mit Freunden unterwegs ist, muss sich die Mama noch irgendwie gewöhnen.
Im April haben wir seine Konfirmation gefeiert und aus diesem Anlass einen ersten richtigen Anzug gekauft. Wie erwachsen er darin aussah! Zum Glück hat das exquisite Teil auch noch im November gepasst, denn da wurde Tanzstundenball zelebriert. Ich glaube, N. hat Spaß am Tanzen, was mich sehr freut. Männer, die tanzen können, sind cool. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß beim Ball.

(An der Stelle: auch 2012 habe ich weitergetanzt und meine diesbezüglichen Fähigkeiten zu vervollkommnen gesucht. Natürlich mit einem tollen Partner, der meistens Verständnis für meine großen Füße und deren Verirrungen hat. Auch Yoga habe ich tapfer weiterbetrieben, neben den wöchentlichen Lessons besuchte ich auch ein paar Workshops. Schwimmen habe ich immer „eingebaut“, wenn es zeitlich irgendwie ging. Ich glaube, ein bisschen „Sport“ tut mir ganz gut. Und Sauna auch.)

Königstochter Jüngster schlingert in gewohnter Manier durch die Welt. Man kann nicht behaupten, dass er den Ernst des Lebens begriffen hätte. Er lebt im Augenblick und genießt die schönen Dinge in vollen Zügen. Unangenehme Tatsachen und Situationen verdrängt er gern, was manchmal im Hinblick auf z.B. Schulnoten äußerst fatal sein kann. Er ist anfälliger und zarter, als sein äußeres Erscheinungsbild vermuten lassen würde. Im Urlaub wird er gern krank und er ist auch relativ schnell erschöpft. Dann wird er zum Mamakind, was ich genieße, denn ich weiß, dass diese Anhänglichkeitsanfälle die letzten ihrer Art sind. V. mag Tiere, und ich beobachte immer wieder, dass er ein besonderes Verhältnis zu ihnen hat. Ich mahne ihn stets zu Vorsicht und Wachsamkeit, aber er nimmt sich auch des räudigsten Straßenköters an, bislang ohne schlechte Erfahrungen, glücklicherweise.

An der Stelle muss ich leider auch notieren, dass wir in diesem Jahr zwei Katzen eingebüßt haben. Mephisto, unser kleiner schwarzer Kater, der erklärte Liebling der Kinder, wurde überfahren und Anfang November ist auch dessen Mutter, die flauschige Inge, verschwunden. Wir haben keine Ahnung, was ihr zugestoßen sein könnte. Wir haben lange gesucht, die Nachbarn haben gesucht – keine Spur von ihr. Ein blödes Gefühl, eigentlich hat man immer noch die Hoffnung, dass sie irgendwann zurückkehrt. Jetzt lebt nur noch Inges andere Tochter bei uns.

Was mir Sorge macht, ist die zunehmende Technikabhängigkeit der Kinder. Sie scheinen mir so fixiert auf ihre Handys und Computer. Ich habe das Gefühl, dass sie sich, zumindest zeitweise, selbst verlieren damit. Das finde ich schade und ich kann nur hoffen, dass mit zunehmendem Alter auch die Einsicht kommt, dass es wichtigere Dinge gibt als FACEBOOK und Computerspiele. Werde ich alt, wenn ich solche Gedanken habe?

Ich habe 2012 ganz offiziell auf der Leipziger Buchmesse gelesen, das war, abgesehen von den anderen schönen Messe-Erlebnissen, toll. Wir hatten wieder eine gute Zeit dort. Ich möchte dieses Märzwochenende nicht mehr missen. (G. und F., es ist bald wieder soweit! Diesmal geh ich nicht in die Apotheke.)

Und: ich habe auch dieses Jahr einen Literaturpreis gewonnen mit Preisverleihung und allem PIPAPO. Allerdings glaube ich, dass die Zeit der Literaturwettbewerbe 2012 für mich zu Ende gegangen ist. Ich mag meine Texte nicht mehr weggeben und anderen Leuten überlassen. Ich will auch nicht in irgendwelchen komischen Anthologien veröffentlicht werden, die nur der Befriedigung von Eitelkeiten dienen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich diesbezüglich neu ausrichten muss. Ich habe nicht sooo viel geschrieben, was ich bedaure. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür. Allerdings sind ein paar Texte in Nepal entstanden, die noch auf Überarbeitung warten.

Ich habe viel gelesen, wie immer. Im Sommer hatte ich plötzlich das Gefühl, dass meine Augen schlechter werden. Voller Panik konsultierte ich einen Facharzt, der mir bescheinigte, dass ich alt werde, mir jedoch vorläufig von einer Lesebrille abriet. Seitdem komme ich wieder klar mit den Büchern. Hjorth und Rosenfeldt habe ich entdeckt und auch J.K. Rowling „Ein plötzlicher Todesfall“ hat mir sehr gut gefallen.

Harry Rowohlt hat im Mai hier in der Stadt gelesen.

Musikalisch war das Jahr eher mager. Angekündigte Konzerte wurden leider abgesagt. Herausragende CDs fallen mir, abgesehen von Anna Depenbusch, Mumford&Sons und A.Morissette, kaum ein. Durch Zufall entdeckte ich Felix Meyer und seine Musik.

Im Theater war ich und habe mir dreimal den „Sommernachtstraum“ von Shakespeare angeschaut. A. war eine tolle Motte und ich denke insbesondere gern an die Vorstellung im alten Kloster zurück.

Wir hatten als Familie einen wunderbaren Sommer in Holland, sind dort viel Fahrrad gefahren und in Amsterdam auf Entdeckungstour gegangen. Unvergessen bleiben der Besuch im Anne-Frank-Haus und (vor allem!) das van Gogh-Museum. Man möchte in die Knie gehen vor den Bildern.

Im August habe ich mir einen Traum erfüllt und bin endlich einmal in Worpswede gewesen. Ich befand mich in sehr netter Gesellschaft und verbrachte drei nette Tage in der Malerkolonie. (Jaja, liebe L. und liebe Ch., die Jugendherberge war kein Viersternehotel, aber es war trotzdem lustig mit dem Shantychor „Geplatzter Strandkorb“.) Das Leben von Heinrich Vogeler, seine Bilder, haben mich sehr beeindruckt.

Im September trat K. in mein Leben, ein kleiner behinderter Junge, der im Rahmen eines Inklusionsprojektes in „meiner“ Schule lernt. Es ist schwierig, Wege zu finden, ihn am Lernprozess „normaler“ Kinder zu beteiligen, aber es ist auch neu, interessant und spannend. Uns stehen nette Kolleginnen und Kollegen zur Seite und die Ämter machen allen das Leben schwer.

Im Oktober, das kann man ja hier im Blog nachlesen, waren wir in Nepal. Eine Reise, die uns alle verändert hat. Wir haben dort sympathische, kluge Menschen getroffen, die wir nie mehr vergessen werden. Bei den Mitgliedern unserer Reisegruppe, bei D., M.,P.,U.,S.,D. und M., will ich mich an dieser Stelle noch einmal extra bedanken. Sie haben mein Hecheln, Nachluftschnappen, Ächzen und Stöhnen klaglos ertragen, mich mit zahllosen Gesprächen abgelenkt und aufgemuntert und die Kinder mit Traubenzucker verwöhnt. JEDERZEIT würde ich mit euch wieder auf große Reise gehen.

Aber natürlich wäre mein Leben nicht mein Leben, wenn ich nicht meine Verwandten und Freunde hätte, die mich täglich begleiten. Ich bin froh, dass sie alle da sind: die „alten“ und „neuen“ Kollegen, die Literaturfreunde, die, die ich hier ganz in der Nähe habe und die, die in der Ferne leben.
Manchmal stellt man fest, dass sich Bindungen lockern oder verlieren, aber ganz oft kann man auch nach langer Zeit wieder an etwas anknüpfen oder, auch das ist in diesem Jahr passiert, man lernt Menschen kennen, mit denen man sich auf Anhieb versteht.

Liebe Grüße an der Stelle stellvertretend an A. aus Gütersloh, die N. eine vorbildliche Patentante ist, liebe Grüße an die Gourmets vom Goldenen Horn und an die Schnitzerfraktion im Erzgebirge. Entschuldigungsgrüße an M. in E. – ich gelobe, wieder einmal anzurufen.
Und schließlich, für Ch. Und U. und L. : Mögen im, neuen Jahr viele schöne Weiberabende bei angenehmer Raumtemperatur stattfinden.

Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.
(Hermann Hesse)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen harmonischen Jahreswechsel und ein neues Jahr, in dem die Welt uns (wieder) Heimat sein kann.

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