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24
Okt
2011

kàrpos III

Sie hat - leider! - so gar nichts von Effi.

Meta könnte sie heißen. Oder Alma?

Eine alte, welke Schachtel ist sie, und um den Mund herum trägt sie einen enttäuschten Zug, der sich, selten, zu einem höhnischen Lächeln verzieht.

Ihre Äuglein huschen in der Umgebung umher wie Mäuse, immer auf der Suche, flink, gierig und niemals zufrieden.




In der Theaterkantine haben sich die unterschiedlichsten Menschen versammelt.
Sie trinken Wein und Bier, rauchen, löffeln Bohnensuppe, reden, streiten oder dämmern vor sich hin.

Über Lautsprecher wird die sechzehnte und letzte Vorstellung von "Romeo und Julia" angekündigt.
Die Sprecherin gibt bekannt, dass dreihundertdreiunddreißig Karten verkauft seien und jeder, der noch einmal auf die Bühne wolle, nun letzte Gelegenheit dazu habe.

Die Julia kommt aus der Maske, trägt ein unschuldig weißes Baumwollkleid und dunkle Flechten. Sie zieht eine Schachtel Zigaretten aus dem Automaten und verschwindet.

Ein dicklicher Schalke-Fan zählt sein letztes Geld. Benvolio klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, bevor er den Raum verlässt.

Und Romeo? Lautlos bewegt er seine Lippen. Für nach der Vorstellung ist er mit seinem Freund verabredet.




Am Abend liest die Malerin im Autonomen Frauenzentrum.
Sie ist die Tochter vom großen W., eine dunkelhaarige, trotzig dreinblickende Frau mit einer überraschend sanften Radiostimme.

Ihre Erzählungen, hochgelobt, sind, wen wunderts, Wortgemälde. Mit dem geschulten Blick einer Künstlerin spricht sie von Berthe und dem Anmischen von Hautfarben. Von Sylvia Plath und einem zweischwänzigen Faun.

Mit jedem Beifall läuft ein großer Hund zu ihr nach vorn und lässt sich streicheln.

Im Publikum (und erst nach Stunden finden sich Gesicht und Name): Asshole A., der Schwätzer.

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