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oman2010-892

17
Jan
2017

zwischenzeit

mein fahles gesicht
gibt dem tag seine milchige sonne
und in den wipfeln
spielen winterkinder
mit dem davongelaufenen jahr

von zeit zu zeit verlieren sie
ein stück erinnerung

dann haben alle bäume münder
und schnee fällt auf das raunen

wenn es gott gäbe,
selbst dann,
hättest du hier sein sollen

tief unten im see
geborgen unter eis und weißen blumen
liegt das, was kommt

(15-01-2017)

16
Apr
2016

scharbocksnacht

was nachklingt,
wenn das kraut
seine blüten öffnet:

dunkelheit fließt in die lieder
und der winter legt sich in unseren augenhöhlen schlafen

ein moment, der türen hat,
an die wir uns lehnen,
mit aller kraft,
weil wir nicht gehen wollen

es würde bedeuten,
die gesichter wieder tauschen zu müssen
oder
sie ganz zu verlieren

28
Apr
2015

Nepal

Einige von euch wissen, dass ich mich, zunächst im Rahmen einer Schulpartnerschaft, sehr für Nepal interessiert und engagiert habe. Ich war zweimal dort und habe auch das Partnerdorf Gathi im District Sindhupalchok besucht und die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen dort genießen dürfen. Im Oktober letzten Jahres hatten wir die große Freude, Kinder aus dem Partnerdorf in unserer Familie beherbergen zu können.

Ich wünschte, ich könnte beschreiben, wie mich diese Begegnungen verändert haben. Es fällt mir, erst recht unter den dem Eindruck der derzeitigen Ereignisse in Nepal, schwer. Vielleicht kann ich es so formulieren: mir ist sehr bewusst geworden, wie privilegiert ich in jeder Hinsicht bin. Ich weiß, dass meine Probleme völlig lächerlich sind im Vergleich zu denen der Menschen im Himalayaland. Ich denke, wenn wir Nepal nur als exotisches Urlaubsland oder Kletterparadies wahrnehmen, versagen wir als Menschen. Wir werden unserer Verantwortung für diese eine Welt nicht gerecht.


Ich bin sehr froh, dass Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Freiberg, u.a. meine Tochter und meine Söhne, die Chance haben, zu lernen, dass auch ganz kleine Schritte in die richtige Richtung eine Sache voranbringen können.
Die Schülerfirma hat in einer Zeit, in der, auch in unserem Land, viele hauptsächlich das eigene Wohlergehen im Sinn haben, unbeirrt hart gearbeitet und viel, viel Gutes bewirkt.

Seit dem Wochenende verfolgen wir alle traurig und fassungslos die furchtbaren Berichte aus Nepal und hoffen inständig, dass unser Partnerdorf "davongekommen" ist. (Was für eine seltsame Redewendung.) Die spärlichen Nachrichten, die zu uns durchdringen, klingen leider schlimm. Es ist von vielen Toten und zerstörten Häusern die Rede. Rettungskräfte dürften, u.a. auf Grund der Tatsache, dass die Straßen zerstört und von Erdrutschen blockiert sind, noch nicht in die entlegene Bergregion vorgedrungen sein.

Alle sind mit ihren Gedanken bei den Menschen in Nepal. Wir wollen helfen. Ich will helfen. Auch, wenn die Situation momentan noch völlig unübersichtlich und chaotisch erscheint.
Die Schülerfirma hat sich entschlossen, Spenden zu sammeln und über deren Verwendungszweck dann zu entscheiden, wenn klar ist, welche Probleme derzeit am dringlichsten sind.

http://www.nepalfreiberg.de/…/2…/173-gemeinsam-etwas-bewegen

Ich bitte euch, unterstützt das Anliegen der Freiberger Schülerfirma oder spendet an eine der großen Hilfsorganisationen. Vergesst die Menschen in Nepal nicht. Sie sind in allergrößter Not und bedürfen unserer Hilfe.

Namaste.

Annett

16
Mrz
2015

Leipziger Buchmesse 2015

Immer, wenn ich von der Messe komme, glaube ich wieder ein bisschen mehr an die Menschheit. :-)
Dann bin ich voller guter Eindrücke und Gedanken. Ich kann noch eine Weile von interessanten Begegnungen und Gesprächen zehren.

Diesmal?

Zunächst ein Tiefschlag. Die Veranstalter verbuchen das Besucherplus in jedem Jahr als Gewinn. Leider geht damit auch einher, dass es zuweilen schwierigst ist, einen Platz in Lesungen zu ergattern. Erstmalig in 15 Jahren (?) gelingt es uns nicht, ins Landgericht vorzudringen, wo u.a. Jussi Adler-Olsen, Andreas Föhr und Ursula Poznanski lesen. Äußerst rüde werden wir 1,5 Stunden vor Veranstaltungsbeginn abgewiesen. Da ist guter Rat teuer, glücklicherweise habe ich noch irgendwie blass Heinrich Steinfest auf dem Schirm, der in der Bibliotheca Albertina lesen wird. Wir eilen hin und finden bequem Platz. Es wird ein schräger, lustiger Abend. Heinrich Steinfest liest aus "Das grüne Rollo". Ich nehme mir vor, mich damit, mit seinen Krimis und vor allem mit "Der Allesforscher" (im vergangenen Jahr für den Buchpreis nominiert) zu beschäftigen.

Am Samstag treffe ich mehrfach auf Arno Geiger.
http://www.arno-geiger.de/
Ich kenne von ihm momentan nur "Der alte König in seinem Exil", bin aber gespannt auf "Selbstporträt mit Flusspferd".

Außerdem lausche ich eine Weile Thomas Brussig.
http://www.thomasbrussig.de/
Er kommt mir, im Gegensatz zu Arno Geiger, ziemlich schwafelig vor. Ich kann diesen DDR-Sachen nicht viel abgewinnen,
mich langweilt die Thematik. Jedenfalls so, wie sie von Brussig angegangen wird. "Das gibts in keinem Russenfilm" steht jedenfalls nicht auf meiner Leseliste momentan.

Günter Grass nimmt auf dem Blauen Sofa Platz; um genau zu sein: er wird fast aufs Sofa getragen. Ich bin bestürzt, wie hinfällig er geworden ist. Ganz klein und zart. Als er und Wolfgang Herles allerdings gemeinschaftlich beginnen, über den toten Raddatz und seine (angebliche) Dekadenz herzufallen, flüchte ich von der Messe ins Museum der bildenden Künste Leipzig, wo man noch bis Ende Mai Paul Klee zeigt. Für meine Begriffe sehr empfehlenswert.

http://www.mdbk.de/ausstellungen/archiv/2015/paul-klee-sonderklasse-unverkaeuflich/

Am Abend liest Herta Müller im großen Saal der Bibliotheca Albertina Texte aus verschiedenen Werken, u.a. aus "Die Atemschaukel". Absolut beeindruckend. Fast zwei Stunden lang kann man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören. Ich freue mich, dass der Abend ob der geschilderten schlimmen Rumänien-Erfahrungen nicht in Düstnernis versinkt. Herta Müller macht mir einen weniger harten, weniger verbitterten Eindruck als in den letzten Jahren. Ihre Wortcollagen bilden einen wunderbaren, fast heiteren Ausklang.
Neu erschienen ist: "Mein Vaterland war ein Apfelkern". Ich bin unschlüssig, ob ich das Buch lesen werde, weil ich nicht weiß, ob es nach "Die Nacht ist aus Tinte gemacht" und "Immer derselbe Schnee, immer derselbe Onkel" wesentlich neue Informationen bringt.
Der Abend indes bleibt unvergessen.

Am Sonntag höre ich noch Florian Henckel von Donnersmarck zu, er redet über Filme und Kino im Allgemeinen und Besonderen und gefällt mir in seiner Geradlinigkeit und Unaufgeregtheit sehr gut.

Übrigens versuchte ich am Freitag ein Exemplar der "Regentonnenvariationen" von Jan Wagner zu erwerben. In allen Leipziger Buchhandlungen AUSVERKAUFT. Das fand ich dann doch sehr bemerkenswert. Wenn die Menschheit Lyrik kauft, ist sie nicht verloren. Siehe Einleitung.

Ich freue mich auf die nächste Buchmesse.

2
Feb
2014

reineke

im licht der morgendämmerung
sehe ich ihn grau wie den alltag aus der nacht kommen
den kopf gesenkt
sein fell widerwillig hinter sich herschleifend
jeder schritt wankt in eine weise erwartung
scheint mühe und überwindung

irgendwann
fällt er vom rand

er ahnt nicht
dass ich ihn beobachte
mein fell widerwillig hinter mir herschleife
meine schritte kosten kraft
mühe und überwindung

irgendwann
fall ich vom rand

da trennt uns der tag

erst der abend kann ihn verwandeln
erhobenen schweifes nimmt er den pfad zurück in sein leben
das haupt witternd geneigt
stolz sein schritt und rotbraun wie im märchen
als könne er alles erreichen

er ahnt, dass ich ihn beobachte
hält inne
und birgt seinen kopf
in einer anmutigen bewegung

geh davon, sagt er, lass mich stolz sein und rotbraun wie im märchen
und alles erreichen

meine schritte kosten kraft
mühe und überwindung

irgendwann
fall ich vom rand

aber im licht der morgendämmerung
seh ich ihn grau wie den alltag aus der nacht kommen
den kopf gesenkt

26
Dez
2013

richtung

ich sammle vergilbte ulmensonnen
von deinen landkarten,
fege sie wie brotkrumen in meine hand.

(zur sicherheit lieber noch einmal - bis auch die gebirge sich glatt anfühlen.)

jedes gelb eine versicherung:
es leuchtet noch immer im langsamen fallen
und tanzt, unberechenbar, einen rumbatakt zur seite.

(wie-ge-seit-wie-ge-seit-wie-…)

gestern schmeckt deine zunge
nach mand und tung,
unseren geheimen worten und zeiten.

(wie-ge-seit-wie-ge-seit-wie…)

gestern riecht deine haut nach den wassern
und im muster deiner muttermale finde ich mich zurecht
wie in den vergangenen sommern.

(wie-ge-seit-wie-ge-seit-wiege-seit...)

ein kompass ist eher hinderlich beim tanz,
hast du einmal gesagt.

ich folge den sonnen auf deinen karten.

brotkrumen in meiner hand.

bis die gebirge sich glatt anfühlen.

7
Okt
2013

es sind zwei von ihnen...

die im turmlicht
um den kirchabend kreisen
ein letztes sonnenwarm liegt noch in der luft
ein blick auf den fluss
doch die wolken riechen schon nach reif
die jungen sind längst flügge
haben den hort verlassen
unterwegs sind sie an andere orte
ihre fotos hängen an wänden einer trügerischen heimat


es sind zwei von ihnen
die im turmlicht
um den kirchabend kreisen
tief unter ihnen
menschenjahre
kindergärten schulen und ausbildungsfirmen
erzieher lehrer und schimpfende poliere
freunde und bierkästen
kneipenbesitzer die trinkgeld empfangen
gepflügte felder kahle bäume
und ein frisch aufgeschüttetes grab

3
Jul
2013

vor der sonnenwende

holle summt
in den blättern der kastanie
eine melodie

ihren klang
trag ich
auf meinen schuhen
davon
er lässt sich nicht abschütteln
vorm haus
fliegen raben
aus einem nebeltriptychon
in den abend
und über unseren köpfen
schlägt ein pferd
mit den flügeln

als hätten wir besuch denk ich

als der regen
zu blühen
beginnt

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